Chronische Verstopfung

Wenn der Gang zur Toilette zum Problem wird

Von Milena Kleffel · 2017

Chronische Verstopfung? Ein Mann bietet Pillen in seiner Hand an.
Abführmittel aus der Apotheke sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Über die Verdauung samt Endprodukte spricht man nicht gern – insbesondere wenn sie nicht reibungslos funktioniert. Dabei leiden in Deutschland etwa 15 Prozent der Erwachsenen an einer dauerhaften Verstopfung. Die gute Nachricht: Es gibt eine ganze Bandbreite an Therapien. Auch elektrische Impulse können laut einer Studie aus China helfen.

Das große Geschäft wird seltener als dreimal pro Woche abgeschlossen? Es hinterlässt ein Gefühl von Unvollständigkeit? Und gelingt nur unter starkem Pressen oder sogar Zuhilfenahme eines Fingers? Dann heißt die Diagnose: chronische Obstipation. Eine Volkskrankheit, unter der vor allem ältere Menschen – etwa ein Viertel aller Deutschen über 60 Jahre – und doppelt so viele Frauen wie Männer leiden. 

Viele Ursachen für Stau im Verdauungstrakt 

Ist die Bewegung des Dickdarms verlangsamt, benötigt er teilweise doppelt so viel Zeit, den Stuhl zum Enddarm zu befördern. Da dem Stuhl durch die längere Verweildauer vermehrt Flüssigkeit entzogen wird, verändert er seine Konsistenz, wird fest und hart. Zusätzlich staut sich der nachrückende Dünndarminhalt. Mögliche Ursachen einer Obstipation können verschiedene Grunderkrankungen wie das Reizdarmsyndrom, schmerzhafte Analfissuren oder Hämorrhoiden sein. Aber auch Erkrankungen, die primär eigentlich nichts mit dem Darm zu tun haben, können eine Verstopfung auslösen. Wird zum Beispiel bedingt durch Parkinson, Multiple Sklerose oder Diabetes der Darm träger, steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Auch ein veränderter Hormonhaushalt kann bei Frauen zu Beschwerden führen, vor allem während Schwangerschaft, Stillzeit oder Menopause. Stecken Nebenwirkungen bestimmter Medikamente wie opiathaltige Schmerzmittel, Antidepressiva oder Eisenpräparate hinter den Symptomen, kann es helfen, in Absprache mit dem Arzt die Therapie umzustellen oder die Dosis zu reduzieren.

Chronische Verstopfung: Lebensstil kann eine Rolle spielen

Liegt keiner dieser Faktoren vor, sprechen Ärzte von einer funktionellen Obstipation, deren Ursache nicht immer sicher bestimmt werden kann. Dass Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung und unzureichende Flüssigkeitszufuhr bei der Entstehung beteiligt sind, ist nicht belegt. Wahrscheinlich jedoch ist, dass sie bei einer bestehenden Obstipationsneigung Beschwerden begünstigen können. Eineinhalb bis zwei Liter tägliche Trinkmenge, regelmäßig Bewegung und Vollkornprodukte, Obst und Gemüse statt Weißbrot und Co. führen manchmal schon zum Erfolg. Da auch Stress eine Verstopfung begünstigen kann, sollten Betroffene für Entspannung und ausreichenden Schlaf sorgen.

Abführmittel: keine Lösung auf Dauer

In der Apotheke gibt es verschiedene Abführmittel in unterschiedlichen Darreichungsformen. Mit ausreichend Wasser eingenommen machen sie den Stuhl weicher und regen die Darmtätigkeit an. Von Nachteil sind jedoch Begleiterscheinungen wie unangenehmer Geschmack oder vermehrt Blähungen. Manche von ihnen können in Absprache mit einem Arzt über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Bei falschem Gebrauch können jedoch wichtige Elektrolyte aus dem Körper verloren gehen, was wiederum eine Obstipation begünstigt – ein Teufelskreis. Nebenwirkungsärmere Alternativen sind Füll-und Quellmittel wie Weizenkleie, Floh- und Leinsamen, Biofeedback oder eine rektale Irrigation. Und auch eine Elektroakupunktur kann helfen, wie eine aktuelle chinesische Studie mit über 1.000 Teilnehmern gezeigt hat. Innerhalb von acht Wochen nahmen die Patienten an 28 Sitzungen à 30 Minuten teil. Das Ergebnis: Nach der Elektroakupunktur hatten die Teilnehmer 1,96 zusätzliche Stuhlgänge pro Woche mehr als vor der Behandlung. Der Effekt hielt auch zwölf Wochen nach der Therapie an. Fazit: Verstopfung zu haben, ist nicht schön. Es gibt aber alles in allem keinen Grund zu verzagen und Verdauungsprobleme aus Scham zu verschweigen, denn das unangenehme Problem lässt sich meist leicht beheben.

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