Hämorrhoiden und Analfisteln

Problemzone Po: Tabuthema Analerkrankungen

Von Tobias Lemser · 2017

Ein Mensch sitzt auf der Toilette. Hämorrhoiden und Analfisteln können den Stuhlgang zur Qual machen.
Starkes Pressen beim Toilettengang fördert die Entstehung von Hämorrhoiden.

Sie gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Enddarms: Hämorrhoiden und Analfisteln. Juckreiz und Schmerzen sind nur einige der unangenehmen Begleiterscheinungen. Doch mit welchen Hausmitteln und anderen erfolgversprechenden modernen Therapien wird man die Beschwerden wieder los und warum ist es so wichtig, beide Krankheitsbilder zu enttabuisieren?

Obwohl beinahe jeder schon einmal Verdauungs- oder Darmprobleme hatte, sind sie doch zumeist ein echtes Tabuthema. Vielen ist es schlichtweg peinlich, über Störungen und Beschwerden in diesem Bereich zu sprechen – so auch über Hämorrhoiden. Was kaum einer weiß: Jeder hat sie – und das ist auch gut so. Denn durch Anschwellen verhindern sie, dass unkontrolliert Stuhl aus dem Darm austritt. Ohne Hämorrhoiden, die ringförmig unter der Enddarmschleimhaut liegen, könnte der Schließmuskel diese Aufgabe nicht bewältigen.

Ursachen für Hämorrhoidalleiden 

Doch wie kommt es zu den unangenehmen Beschwerden, mit denen Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte der Erwachsenen über 30 Jahren zu tun hat? Fakt ist: Hämorrhoiden werden erst dann krankhaft oder verursachen Symptome, wenn sie sich von innen nach außen vorwölben und es zu einem Blutstau kommt – Mediziner sprechen dann von einem Hämorrhoidalleiden. Typische Symptome sind quälender Juckreiz, Nässen, Brennen, anale Blutungen und das Gefühl, den Darm nicht vollständig entleeren zu können, bis hin zu starken Schmerzen im fortgeschrittenen Stadium.

Hämorrhoidalleiden entstehen vor allem dann, wenn der Analbereich etwa durch starkes Pressen bei der Stuhlentleerung unter hohem Druck steht. Ursache hierfür ist zumeist eine Verstopfung, etwa aufgrund zu geringer Flüssigkeitsaufnahme, ballaststoffarmer Ernährung und mangelhafter Bewegung. Aber auch eine angeborene Bindegewebsschwäche, die die Schließmuskeln erschlaffen lässt, Übergewicht und eine Schwangerschaft können Hämorrhoidalleiden begünstigen. Grund: Nehmen Gewicht und Blutflüssigkeit zu, erhöht sich der Druck auf die Gefäße im Analbereich. Um die Beschwerden schnell wieder loszuwerden, ist es ratsam, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen. 

Bewährte Hausmittel bei Hämorroiden

Ist eine Verstopfung ursächlich für das Hämorrhoidalleiden, gilt es, dem Darm mit viel Bewegung, Trinken sowie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten auf die Sprünge zu helfen. Ebenso wichtig: Nur dann „aufs stille Örtchen“ zu gehen, wenn man wirklich muss – dies vermeidet langes Sitzen – und eine angepasste Toilettenhygiene. Optimal ist es, weiches Toilettenpapier zu benutzen, mit klarem, lauwarmem Wasser nachzuspülen und keine Feuchttücher zu verwenden, da sie Kontaktekzeme fördern können. Gegen Juckreiz oder Schwellungen helfen zudem Hämorrhoiden-Salben, spezielle Analtampons, Zäpfchen oder Sitzbäder mit entzündungshemmenden Stoffen wie Kamille oder Eichenrinde. Allerdings eignen sich diese Maßnahmen nicht als Dauertherapie. Stattdessen empfiehlt sich eine Behandlung durch den Hausarzt beziehungsweise Proktologen. 

Anatomie des Anuskanals

Analfisteln: Symptome und Diagnose

Geradezu dringend ist dazu bei Analfisteln zu raten – einem kleinen eitrigen Ausgang in der Enddarmregion, der zumeist durch eine Entzündung im Bereich der sogenannten Proktodealdrüsen entsteht. Analfisteln werden jedes Jahr bei zwei von 10.000 Menschen diagnostiziert. Betroffen sind zumeist Männer zwischen 30 und 50. Die mit den Fisteln einhergehenden Beschwerden zeigen sich durch Schmerzen am After oder im Enddarm, Juckreiz sowie nässende Stellen und Austritt von Eiter im Analbereich. Doch was steckt dahinter? Auslöser kann ein kleiner Einriss der Haut oder Schleimhaut des Afters sein. Diese Analfissur macht sich zunächst durch Schmerzen und Blutungen beim Stuhlgang bemerkbar. Infiziert sich ein solcher Einriss, kann der Infekt am Wundgrund in die Tiefe wandern und so eine den Schließmuskel durchdringende Fistel verursachen. 

Umfassende Diagnose erleichtert Therapie

Da Analfisteln in den meisten Fällen nicht von selbst wieder abheilen, ist eine umfassende und frühzeitige Dia-
gnose durch Abtasten und mithilfe einer Ultraschalluntersuchung besonders wichtig. Dies vereinfacht nicht nur die Therapie, sondern erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, einer langfristigen Stuhlinkontinenz vorzubeugen. Bei der Standard-OP wird die Fistel in der Regel operativ gespalten und das entzündete Gewebe entfernt. Ist jedoch durch Einschneiden des Schließmuskels das Risiko einer drohenden Inkontinenz zu groß, gibt es auch die Möglichkeit eines plastischen Fistelverschlusses. Zwar wird so der Schließmuskel geschont, jedoch können Fisteln auch schneller wieder zurückkehren.

Heilung per Laser

Alternativ dazu – auch um oftmals langwierige Heilungsprozesse zu umgehen – setzen immer mehr Proktologen auf moderne Lasertherapien, mithilfe derer sich der entzündete Gang einer Analfistel schonend und risikoarm verschließen lässt. In dem nur wenige Minuten dauernden Eingriff leitet der Operateur das energiereiche Laserlicht in den Fistelgang, was zu einer Erhitzung und damit zum Verschluss dieses Kanals führt. Vorteil: Mittels Lasertherapie wird nicht nur das umliegende Gewebe geschont, sondern ebenso der Heilungsprozess beschleunigt – ein Verfahren, das neben der Verödung in ähnlicher Weise auch bei der modernen Therapie von Hämorrhoiden eingesetzt wird. Durch das Verschweißen treten im Gegensatz zur herkömmlichen Behandlung in der Regel keine blutenden Wunden, Schwellungen oder Eiterungen auf. Grund genug zu handeln und die Problematik offen beim Hausarzt anzusprechen – der einzige Weg sowohl Hämorrhoiden als auch Analfisteln aus der Tabuzone zu holen und letztlich den Gang zur Toilette erheblich zu erleichtern.

Die größten Irrtümer über Hämorrhoiden

  1. Junge Menschen bekommen keine Hämorrhoiden
    Ein Trugschluss, denn bereits 30-Jährige können betroffen sein. Gerade durch Schwangerschaft und Geburt ist das Risiko für ein Hämorrhoidalleiden erhöht. 

  2. Hämorrhoiden gehen mit starken Schmerzen einher
    Typische Beschwerden sind Blutungen, Jucken, Brennen und ein Fremdkörpergefühl am Darmausgang. Starke Schmerzen verursacht zumeist nur eine eingeklemmte Hämorrhoide. 

  3. Das Sitzen auf kalten Steinen löst Hämorrhoidalleiden aus
    Diese weit verbreitete Ansicht ist falsch. Durch die Kälte wird lediglich die Durchblutung im Analbereich gefördert, wodurch es zu Analvenenthrombosen kommen kann. Diese machen sich durch kleine Knubbel bemerkbar.

  4. Zumeist bilden sich Hämorrhoidalleiden von allein zurück
    Nur im frühen Stadium reicht die Selbstbehandlung. Verbessern sich die Symptome nach zwei Wochen nicht, sollte man zum Arzt gehen.

  5. Die ärztliche Behandlung ist sehr unangenehm
    In den meisten Fällen ist die Untersuchung nicht schmerzhaft. In nur zehn Prozent der Fälle ist ein operativer Eingriff notwendig. 

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