CED

Alarm im Darm

Von Sandra Sehringer · 2024

Bauchkrämpfe, schwere Durchfälle, Blut im Stuhl – in Deutschland leiden rund 400.000 Menschen unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Viele Betroffene kämpfen wochenlang permanent mit heftigen Symptomen. Warum eine schnelle Therapie wichtig ist und wie sie gelingt.

Eine Frau liegt auf dem Sofa mit Bauchschmerzen
Menschen mit CED erfahren einen hohen Leidensdruck. Foto: iStock / Irene Puzankova

Colitis ulcerosa ist – neben Morbus Crohn – eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Das Leiden verläuft in Schüben und betrifft vor allem die Dickdarmschleimhaut. Typische Symptome während der aktiven Entzündungsphase sind häufige Stuhlfrequenz, blutige Durchfälle und krampfartige Unterbauchschmerzen, vor allem auf der linken Seite. Für Betroffene bedeutet das jedoch nicht nur körperliche Beschwerden. Sie leiden auch psychisch unter den wiederkehrenden Symptomen. Als Bowel Urgency bezeichnet man den häufigen plötzlichen Stuhldrang, der den Betroffenen nur Sekunden bis Minuten Zeit lässt, um eine Toilette aufzusuchen. Viele tragen Windeln oder Einlagen und leben mit einer ständigen Scham sowie Angst, dass etwas danebengeht. Das bedeutet eine enorme Belastung. Denn die meisten Patientinnen und Patienten erhalten ihre Diagnose im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, wenn sie noch in Ausbildung oder im Berufsleben stehen. 

Auslöser der Colitis ulcerosa

Krankheitsursache scheint ein gestörtes Zusammenspiel zwischen dem Immunsystem, dem Darm und der Darmflora, dem sogenannten Mikrobiom, zu sein. Um eine klassische Autoimmunkrankheit handelt es sich allerdings nicht. Vielmehr spielen sowohl die genetische Veranlagung als auch verschiedene Umwelt- und Lebensstilfaktoren eine Rolle bei der Entwicklung einer Colitis ulcerosa. So können sich zum Beispiel Pestizide, Schwermetalle und andere Schadstoffe negativ auf die körpereigene Darmbarriere auswirken. Auch die Ernährung beeinflusst das Mikrobiom, also die Zusammensetzung unserer Darmbakterien. Colitis-Patienten haben Studien zufolge in ihrer Kindheit oft eine faserarme und fettreiche Ernährung sowie Produkte mit tendenziell mehr Zusatzstoffen genossen. Auch hätten sie häufiger Antibiotika erhalten. Gleichzeitig kann der Verzehr von Nahrungsmitteln, bei denen eine Unverträglichkeit besteht, die Schädigung der Darmbarriere fördern.

CED: Genaue Diagnose wichtig

Anhand einer Darmspiegelung lassen sich die typischen Entzündungen der Schleimhaut an den jeweiligen Dickdarmbereichen gut erkennen. So können Ärztinnen und Ärzte die Aktivität, Schweregrade und Ausmaß der Erkrankung genau beurteilen. Das ist entscheidend für die jeweilige Therapie, aber auch für die zeitlichen Abstände weiterer endoskopischer Kontrolluntersuchungen. Denn abhängig vom betroffenen Gewebe kann das Risiko für Dickdarmkrebs deutlich erhöht sein. Während einer Darmspiegelung entnimmt man in der Regel auch eine Gewebeprobe, um sie im Labor daraufhin zu untersuchen. Gleichzeitig dienen Stuhl- und Blutuntersuchungen dazu, relevante Entzündungswerte und -zellen nachzuweisen oder andere Erkrankungen auszuschließen. Möglicherweise leiden Patienten aufgrund der Erkrankung auch unter einem Mangel an Nährstoffen oder infolge häufiger Blutungen an einer Eisenmangelanämie.

Behandlung mit Weitblick

Bisher ist die Colitis ulcerosa nicht heilbar. Je nach Befund, Ort und Ausmaß der Erkrankung stehen jedoch verschiedene Medikamente in Form von Tabletten oder Einläufen zur Auswahl. Viele davon verringern die Entzündungen und können weitere Krankheitsschübe hinauszögern. Manche Wirkstoffe beeinflussen das körpereigene Immunsystem, andere sollen den Durchfall hemmen oder die Darmwand stärken. Bei mittelschwer erkrankten Personen kommen auch sogenannte Kortikosteroide zum Einsatz. Allerdings können sie langfristig zu Nebenwirkungen wie Bluthochdruck oder einem Calciumverlust in den Knochen führen. Eine Studie aus Dänemark konnte nun belegen, dass Colitis-Patienten unabhängig von Alter und Geschlecht bereits zum Zeitpunkt ihrer Diagnose eine verringerte Knochendichte und somit ein erhöhtes Osteoporoserisiko aufweisen. Darauf gilt es bei der Behandlung also besonders zu achten. Generell empfiehlt sich eine mehrgleisige Therapie. Dazu gehört eine ballaststoffarme Ernährung während eines aktiven Krankheitsschubs. Nach dem Abklingen sind ballaststoffreiche Lebensmittel förderlich. Möglicherweise ist es hilfreich, auf bestimmte Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte und Früchte sowie Eier oder Fleisch zu verzichten oder Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D, Calcium und Eisen einzunehmen. Viele Betroffene profitieren von Entspannungstechniken und Sportprogrammen. Auch Psychotherapien können die Lebensqualität verbessern.

Grafik: Gründe, warum Menschen mit dem Symptom Bowel Urgency das Thema im Arztgespräch nicht ansprechen

Quellen:
Deutsches Ärzteblatt: CED-Patienten haben oft schon bei Diagnose eine Osteopenie
Deutsches Ärzteblatt: Hochverarbeitete Lebensmittel könnten Risiko auf zahlreiche Erkrankungen erhöhen

Gauree G et al. Inflamm Bowel Dis: Efficacy of the Autoimmune Protocol Diet for Inflammatory Bowel Disease

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