Pankreasinsuffizienz

Wenn die Verdauungssäfte versiegen

Von Tobias Lemser · 2016

 Mann hält sich schmerzenden Bauch. Thema: Pankreasinsuffizienz

Bauch­schmerzen, Blä­hungen und Durch­fälle gehören zu den häufigsten Beschwerden nach dem Essen. Treten sie jedoch immer wieder auf, kann dies auf eine Verdauungsstörung der Bauchspeicheldrüse, die exokrine Pankreasinsuffizienz, hinweisen. Häufig liegt ihr eine chronische Entzündung des Organs zugrunde. Um die Beschwerden zu lindern, helfen Schmerzmittel sowie eine Enzymsubstitutionstherapie.

Müsli, Kartoffeln, Schnitzel, Kuchen, Käsebrot: Die Liste der Speisen, die wir verzehren, ist lang. Und nicht selten ist die Überraschung groß, wenn wir am Abend zurückblicken, was da so alles in unserem Bauch verschwunden ist. Eine beachtliche Leistung. In erster Linie jedoch von unseren inneren Organen, die sämtliche Nahrungsberge verdauen müssen. Allen voran unsere Bauchspeicheldrüse, das sogenannte Pankreas.

Zentrum der Verdauungsenzyme

Versteckt im Oberbauch zwischen Magen und Wirbelsäule gehört es zu den kleinsten, gleichzeitig jedoch zu den zentralen inneren Organen unseres Körpers. Trotz seines geringen Gewichts von 80 bis 100 Gramm kann das Pankreas tagtäglich bis zu drei Liter Verdauungssaft mit mehr als 20 verschiedenen Verdauungsenzymen produzieren. Ziel: die Nahrung in kleinste Bausteine zu zerlegen. Zudem bildet sie das Hormon Insulin, das für die Regulierung des Blutzuckers wichtig ist. Welche zentrale Rolle das Pankreas im Stoffwechsel spielt, wird deutlich, wenn es nicht mehr richtig arbeiten kann. Beispiel exokrine Pankreasinsuffizienz. Bei dieser Erkrankung ist die Produktion von Ver­dau­ungs­en­zymen gestört oder ganz eingestellt. Was sind die Gründe? Häufigste Ursache ist eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse, bei der es zu Entzündungsschüben kommt und die Funktion allmählich abnimmt. In den meisten Fällen ist ein langjähriger Alkohol- und Nikotinkonsum schuld. Aber auch Stoffwechsel- und genetische Erkrankungen können dahinterstecken.

Pankreasinsuffizienz: Unangenehme Begleiterscheinungen

Ist die Bauspeicheldrüse chronisch entzündet, sind zumeist wiederkehrende Schmerzattacken im Oberbauch die Folge. Typisches Symptom, das hingegen für eine Insuffizienz spricht, ist ein Mangel an Vitaminen, insbesondere der fettlöslichen Vertreter E, D, K und A. „Viele Patienten berichten zudem über Blähungen, übelriechende Stühle, fettige Durchfälle und eine damit einhergehende Gewichtsabnahme“, sagt Volker Ellenrieder, Professor für Innere Medizin und Direktor der Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen. Da Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse häufig erst spät erkannt werden, sei es wichtig, die beschriebenen Symptome abklären zu lassen. Nur so ist die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Während früher empfohlen wurde, fettarm zu essen, setzt man heute auf eine energie- und zugleich eiweißreiche Ernährung. Ebenso wichtig: vitamin- und spurenelementreiche Elektrolyte trinken sowie Zigaretten und Alkohol links liegen lassen. „Gerade der anhaltende Nikotinkonsum kann ein Fortschreiten der Erkrankung massiv beschleunigen und letztlich sogar das Risiko eines Bauchspeicheldrüsenkrebses erhöhen“, warnt der Experte.

Eine Kapsel zu jeder Mahlzeit

Als Therapie kommen mehrere Optionen infrage: Geht die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse mit starken Beschwerden einher, sind schmerzstillende Medikamente das Mittel der Wahl. Nicht selten haben Patienten zudem mit lokalen Komplikationen wie Zysten und Engstellungen zu kämpfen. Um diese loszuwerden, ist ein endoskopischer oder auch chirurgischer Eingriff zumeist unausweichlich. Da bei einer Funktionsstörung mangels kör­per­ei­gener Enzyme ins­be­son­dere die Fett­ver­dauung leidet, hat sich bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz die Enzymsubstitution als Goldstandard durchgesetzt: In Kapseln oder Gra­nulaten ver­packt, müssen die Bauchspeicheldrüsenenzyme allerdings täglich zu jeder Haupt- und Zwischenmahlzeit ein­ge­nommen werden. Fakt ist: Auch wenn dadurch die Symptome gelindert werden, heilbar ist die Erkrankung nicht. Wer jedoch den Alkohol- und Nikotinkonsum frühzeitig einstellt und sich gesund ernährt, hat Professor Ellenrieder zufolge eine gute Lebenserwartung.

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