Was hilft gegen Sodbrennen?

Wie ein Dolchstoß in die Brust

Von Wiebke Toebelmann · 2016

Fetthaltiges Essen auf einem Teller. Thema: Was hilft gegen Sodbrennen?

Braten mit Soße, Burger mit Pommes, Sahnetorte: Die kulinarische Welt steckt voller Verlockungen. Doch die Strafe folgt oft auf dem Fuß – durch Sodbrennen. Meist ist das Drücken und saure Aufstoßen ein ungefährliches und temporäres Leiden. Als Hauptsymptom der chronischen Refluxkrankheit sollte Sodbrennen aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Das englische Wort für Sodbrennen ist „Heartburn“ – ein drastischer Name, der eher an eine schlimme Herzkrankheit denken lässt als an ein Volksleiden, das so extrem verbreitet ist, dass es von den meisten als nicht weiter gefährlich eingestuft wird. Dabei wissen Betroffene, wie unheimlich störend Sodbrennen sein kann. Beschreibungen reichen vom „Feuer in der Speiseröhre“ bis zum „Dolchstoß durch die Brust“. Beschwerden, die ein Viertel der Deutschen mindestens einmal im Monat erleiden. Die Schmerzen werden im Oberbauch wahrgenommen, meist in Verbindung mit einem Drücken hinter dem Brustbein und einem Brennen im Rachen, welches durch saures Aufstoßen nur noch verstärkt wird. Und was genau ist Sodbrennen? Genau genommen handelt es sich um eine Störung des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre: Magensaft fließt zurück in die Speiseröhre und reizt dort die Schleimhaut. Eine Ursache ist etwa Stress, der auf den Magen schlägt. Aber vor allem die Ernährung spielt eine wichtige Rolle: Fettige und süße Speisen, Kaffee und alkoholische Getränke führen zu Sodbrennen.

Das A und O: die Ernährung

Zunächst ist es ratsam, sich selbst zu beobachten und seinen Lebensstil zu hinterfragen. Wird viel Kaffee zwischendurch runtergestürzt? Wird in der Kantine das Salatbüffet links liegengelassen und eher zum Schnitzel mit Pommes gegriffen? Ist der Schokoriegel das Mittel der Wahl gegen den mentalen Hänger am Nachmittag? Und wird abends die Tüte Chips geöffnet und dazu ein, zwei, drei Bier getrunken? Wer sich so ernährt, muss sich nicht über Sodbrennen wundern. Ballaststoffreiche Kost ist angesagt: Vollkornprodukte sind besser als Weißbrot, fettarmer Joghurt besser als Mayonnaise. Aber aufgepasst: Es gilt nicht nur, die klassisch ungesunden Speisen zu meiden. Sodbrennen verursachen können auch Zitrusfrüchte und Beeren sowie fetter Fisch wie Aal oder Makrele oder auch diverse Gemüsesorten wie Zwiebeln und sogar Paprika und Pilze. Wichtig ist eine basische Ernährung. Dazu gehören bei Obst Bananen, Papaya, Melone oder Äpfel, bei Gemüse etwa Blumenkohl, Zucchini oder Spargel. Was Fisch betrifft, sind Sodbrennen-Geplagte mit Forelle oder Kabeljau gut beraten. Beim Fleisch sollten verarbeitete Waren wie Wurst und Speck gemieden werden. Wer sich nicht sicher ist, kann sich beim Arzt oder bei einem Ernährungsberater Tipps holen.

Medikamente gegen den „Brand“

Doch manchmal müssen eben doch Medikamente her, wobei sich zur Selbstmedikation vor allem Antazida anbieten. Diese wirken basisch und neutralisieren die Magensäure. Sie eignen sich zwar ohne Weiteres zur Selbstmedikation, doch sollte nach vier Tagen Schmerzen ein Arzt konsultiert werden. Neben Antazida werden meist auch Protonenpumpenhemmer beziehungsweise -inhibitoren (PPI) gegen Sodbrennen empfohlen. Diese sind gut verträglich und inzwischen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Der Rückfluss der schädigenden Magensäure in die Speiseröhre wird durch PPI verhindert, indem sie dort ansetzen, wo sie entsteht: in den sogenannten Belegzellen. Dort wird die Magensäure durch winzige Protonenpumpen produziert. PPI hemmen diese und reduzieren dadurch den Salzsäuregehalt des Magensafts. Eine geniale Erfindung – nur können bei einer langfristigen Einnahme Nebenwirkungen auftreten. Diese reichen von Kopfschmerzen bis hin zu Nierenschäden. Aber wie bereits erwähnt: Eine Begleitung durch einen Internisten ist bei langanhaltendem Sodbrennen ohnehin dringend zu empfehlen.

Sodbrennen in der Schwangerschaft

Es gibt eine Gruppe von Betroffenen, die es besonders schwer haben, mit Sodbrennen umzugehen. Und zu allem Unglück sind auch noch 80 Prozent von ihnen betroffen: die Schwangeren. Das Baby nimmt im Bauch mehr und mehr Platz ein, wodurch die Organe nach oben geschoben werden. Es entsteht besonders im Liegen Druck auf den Magenschließmuskel, der dadurch in seiner Funktion eingeschränkt wird. Auch durch das in der Schwangerschaft ausgeschüttete Gelbkörperhormon Progesteron, das dafür sorgt, dass Muskeln und Gelenke weicher werden, erschlafft häufig der Schließmuskel. Das beschert der Schwangeren den abendlichen Flächenbrand in der Speiseröhre. Da hilft nur – auch wenn es in dieser besonderen Zeit schwerfällt – auf Süßigkeiten und Fettiges zu verzichten. Zudem empfiehlt es sich, den Oberkörper hoch zu lagern und auf der linken Körperseite zu liegen, was einen anatomischen Knick in der Speiseröhre aktiviert, der für deren Schließung sorgt. Da Schwangeren von Medikamenten abgeraten wird, greifen viele zu Hausmitteln. Dazu gehören etwa das Einnehmen eines Teelöffels Senf nach der Mahlzeit, ein paar Schlucke Milch, Nüsse oder Mandeln lange kauen und schlucken, die Einnahme von Natron oder auch von Heilerde aus dem Reformhaus. Hier gilt das Prinzip des Ausprobierens.

Wenn der Rückfluss krank macht

So lässt sich also sagen: Sodbrennen ist sehr weit verbreitet und nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Trotzdem: Sodbrennen ist ein Hauptsymptom der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Wer also mindestens einmal die Woche das Drücken und Brennen verspürt, ist wahrscheinlich betroffen. Aus einer GERD kann sich eine Speiseröhrenentzündung entwickeln. Gefährliche Geschwüre können die Folge sein – und sogar die Bildung von Tumoren. Daher das Motto: Lieber einmal mehr zum Arzt. Die Refluxkrankheit muss nämlich unbedingt behandelt werden. Manchmal ist gar eine OP erforderlich und die einzige Maßnahme, die eine lebenslange Medikamenten-Einnahme verhindern kann. Bei dem Eingriff wird der obere Teil des Magens zu einer Manschette geformt, die um den unteren Teil des Schließmuskels gelegt wird. Dadurch kann keine Magensäure mehr in die Speiseröhre gelangen. Moderne Laparoskopie (Bauchspiegelung) kommt hier zum Einsatz und es ist mittlerweile eine Routine-Prozedur. Neue Alternativen sind das Legen eines Magnetbandes um den Ausgang der Speiseröhre und das Einsetzen eines Reflux-Schrittmachers, der alle 30 Minuten unterstützende Impulse an den Speiseröhren-Schließmuskel sendet und ihn dadurch funktionstüchtig hält.

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