Nahrungsmittelunverträglichkeit

Hände weg von Selbstdiagnosen

Von Mark Krüger · 2018

Nicht nur, dass es meist schon echtes Planungstalent erfordert, alle lieb gewonnenen Menschen gemeinsam an einen Tisch zu bekommen, heute ist es oft eine noch größere Herausforderung, für die Gäste ein Menü zusammenzustellen, das auch wirklich alle essen wollen – oder können.

Tisch mit vielen verschiedenen Speisen; Menschen, die mit Weingläsern anstoßen.

Die Nachbarin ist Vegetarierin, für Sabine bitte nur Rohkost, auf gar keinen Fall Milch oder Schalentiere für Henning und die Schwester fragt, ob Butter in der Soße sei. Ein gemeinsames Essen, bei der alle ohne die Frage nach Inhaltsstoffen beherzt zugreifen können, wird immer mehr zur Ausnahme. 

Verzicht liegt im Trend

Laut einer Ernährungsstudie der Techniker Krankenkasse aus 2017 gaben 45 Prozent der Befragten an, dass ihr Essen in erster Linie gesund sein muss. Was aber bedeutet eigentlich „gesund“? Paleo mit einem Speiseplan aus der Steinzeit, Clean Eating, das auf unverarbeitete Lebensmittel setzt, oder Raw Food, bei dem Lebensmittel nicht über 48 Grad erwärmt werden dürfen? Ein als gesund angepriesener Ernährungstrend folgt dem nächsten. Und etliche davon bestehen vornehmlich aus Verzicht: kein Fast Food, kein Fleisch, keine industriellen Zusatzstoffe. Parallel streichen auch immer mehr Menschen bewusst natürliche Inhaltsstoffe wie Milch, Weizen oder Obst von ihrem Speiseplan. Einer der Gründe dafür ist, dass sich „selbst diagnostizierte“ Intoleranzen zu einem regelrechten Trend entwickelt haben. 

Wenn das täglich Brot krank macht

Während für einige Menschen ihre vermeintlichen Unverträglichkeiten eher ein Lifestyle sind, ist eine tatsächliche Nahrungsmittelunverträglichkeit ein Enzymdefekt, der hartnäckige und sehr unangenehme Symptome verursachen kann. So führen zum Beispiel im Falle einer Zöliakie glutenhaltige Lebensmittel bei den Betroffenen zu einer Entzündung im Dünndarm. Unbehandelt oder zu spät erkannt, kann diese chronische Erkrankung zu schweren gesundheitlichen Einschränkungen führen. Denn durch die Entzündung der Darmschleimhaut bilden sich die sogenannten Zotten, fingerförmige Erhebungen der Dünndarmschleimhaut, zurück. Die Oberfläche des Dünndarms verringert sich und Nährstoffe können nicht mehr in vollem Umfang aufgenommen werden. 

Nahrungsmittelunverträglichkeit: Arztbesuch statt Eigentherapie

Nicht jeder, der nach dem Essen Bauchschmerzen hat, leidet unter einer Unverträglichkeit. Verdächtige Lebens­mittel sollten auch nicht in Eigenregie weggelassen werden. Das ist nicht nur oft überflüssig, sondern kann auch die Diagnose anderer zugrunde liegender Ursachen erschweren oder auf Dauer zu einem Nährstoffmangel führen. Stattdessen ist bei anhaltenden oder wiederkehrenden Magen-Darm-Problemen ein Arztbesuch unverzichtbar. Dieser kann mit medizinischen Tests eine eindeutige Diagnose stellen und andere Ursachen ausschließen. 

Wird tatsächlich eine Unverträglichkeit diagnostiziert, bedeutet das nicht automatisch den Verzicht auf Lebensqualität. Ganz im Gegenteil: Gewusst wie, kann mithilfe von Fachärzten oder Ernährungstherapeuten nicht nur eine gesunde, sondern auch eine leckere und abwechslungsreiche Ernährung sichergestellt werden – und das ganz ohne Bauchweh!

Wussten Sie schon, dass …

  • „glutenfrei“ nicht komplett frei von Gluten bedeutet? Nach deutschem Lebensmittelrecht dürfen Lebensmittel und Produkte als glutenfrei deklariert werden, die unter 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm enthalten. 

  • im Zusammenhang mit Gluten zwischen den drei Krankheitsbildern Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie unterschieden wird? Die richtige Diagnostik ist entscheidend für den Therapieerfolg – suchen Sie zur Abklärung einen Arzt auf!

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