Verdauungssystem

Von den Guten und den Bösen

Von Nadine Effert · 2018

Tagaus tagein verrichten Magen und Darm ihren Dienst – für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Dabei gerät schnell in Vergessenheit, was sie tatsächlich leisten und was es für einen reibungslosen Verdauungsablauf alles braucht. Ein kleiner Einblick hinter die Kulissen zeigt, wie sensibel und komplex das System ist.

Frau formt mit den Händen ein Herz über ihrem Bauch. Thema: Verdauungssystem

Verstopfung, Magenkrämpfe, Durchfall, Blähungen, Schmerzen, Sod­brennen – was es nicht alles an verschiedenen Verdauungsbeschwerden gibt. Fakt ist: Stimmt mit dem Verdauungssystem etwas nicht, macht sich das in der Regel schnell bemerkbar und unsere Gesamtkonstitution verschlechtert sich. Nicht immer ist klar, was dahinter steckt. So können Magenprobleme dadurch entstehen, dass wir etwas Falsches gegessen haben. Der Magen rebelliert und rächt sich, indem er die Produktion von Magensäure ankurbelt, was auch zu fiesem Sodbrennen führen kann, unter dem rund 30 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet. Kombiniert mit Durchfall kann theoretisch die Gluten-Unverträglichkeit „Zöliakie“ oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) dahinterstecken. Ähnliche Symptome, eine Vielzahl möglicher Krankheitsbilder – das macht es auch Ärzten in puncto Diagnostik nicht immer einfach. 

Tückische Erreger im Verdauungssystem

Und die moderne Gesellschaft? Die macht es der Verdauung selbst nicht unbedingt einfach: Neben schlechten Essgewohnheiten – zu viel, zu fettig, zu schnell – sind zu wenig Bewegung, Stress und Umwelteinflüsse die Feinde von Magen und Darm. 

Gäbe es da nicht zu allem Überfluss auch noch eine ganze Armee an Bakterien, Viren und anderen Erregern, die den Organen – und vor allem unserem Wohlbefinden – das Leben schwer machen können. Ein bekannter Vertreter ist der Norovirus, verantwortlich für die berühmt-berüchtigte Magen-Darm-Grippe. Doch es gibt auch Erreger, die sich nicht gleich bemerkbar machen. Dazu zählt das Bakterium Helicobacter pylori, das schätzungsweise jeder zweite Erdenbürger in seinem Magen trägt und das von Mensch zu Mensch übertragen wird. Durch die ständige Immunreaktion im Magen kann es zu chronischen Entzündungen und sogar Tumoren im Magen-Darm-Bereich kommen. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit Kollegen des Max-Planck-Instituts und der Stanford School of Medicine, Kalifornien haben erstmals nachweisen können, warum der Erreger zu Magenkrebs führen kann: „Helicobacter pylori verursacht eine lebenslange Infektion und steigert die Anzahl der langlebigen Zellen mit Stammzellpotenzial in den Drüsen des Magens. Die Geschwindigkeit der Stammzellteilung ist erhöht, was letztlich in pathologischen Veränderungen des Epithels resultiert“, erklärt Dr. Michael Sigal von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie der Charité. Auf lange Sicht könnten die aktuellen Erkenntnisse dazu beitragen, die Entwicklung verbesserter Behandlungsansätze voranzubringen. 

Neues Superorgan im Darm 

Darmeigene Bakterien hingegen sind enorm wichtig: Die rund 500 Bakterienstämme sind sowohl für unser Immunsystem als auch für eine funktionierende Darmtätigkeit unerlässlich. Viele Krankheiten, das haben Wissenschaftler inzwischen herausgefunden, basieren mitunter auf einer aus dem Gleichgewicht geratenen Darmflora. So geht man davon aus, dass unter anderem das Fehlen von Bifidobakterien für das Reizdarm-Syndrom verantwortlich ist. Von der leitlinienkonformen Gabe entsprechender Probiotika können Reizdarm-Patienten daher profitieren. In Zukunft soll das Wissen um das Mikrobiom helfen, Krankheiten – auch außerhalb des Magen-Darm-Systems – vorzubeugen und zu heilen. Fakt ist: Längst nicht alle Rätsel um den Verdauungstrakt sind gelöst. Aber die Forschung rund um den Globus wird nicht müde, die beiden faszinierenden Organe und die mit ihnen verbundenen Beschwerden und Krankheiten weiter zu erkunden. Sie haben es verdient – genauso wie wir für ein Leben ohne Einschränkungen in der Lebensqualität.

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